Eine kürzlich veröffentlichte Studie bezeichnet zu große Einkommensungleichheit als Wachstumshemmnis. Es ist kein neues Forschungsergebnis, das hier aufhorchen ließe – sondern es ist vielmehr interessant, wer diese Studie veröffentlicht hat: die Ratingagentur Standard & Poor’s.

In einem lesenswerten Artikel zu der Studie heißt es dazu in der New York Times:

(…) the new S.&P. report is a sign of how worries that income inequality is a factor behind subpar economic growth over the last five years (and really the last 15 years) is going from an idiosyncratic argument made mainly by left-of center economists to something that even the tribe of business forecasters needs to wrestle with.
Neil Irwin, New York Times 5.8.2014

Auf Deutsch gibt es zu der S&P-Studie einen Artikel auf Zeit-Online.

In eine ganz ähnliche Richtung wie einige der von S&P zitierten Studien geht ein Forschungsprojekt von Behringer, Belabed, Theobald und van Treeck. Hier wird zusätzlich aufgezeigt, wie Ungleichheit in Ländern mit traditionell höherer Sparquote als in den USA, die eher unter einer binnenwirtschaftlichen Nachfrageschwäche leiden, ebenfalls zu makroökonomischer Instabilität beitragen kann. In diesem Blogbeitrag auf oekonomenstimme.org werden wichtige Punkte dazu zusammengefasst.

Lesenswerter Artikel im Magazin “The Baffler” über die politische Debatte über Ungleichheit in den USA:

  • Präsident Obama rede eigentlich eher über soziale Mobilität als über ungleiche Einkommen und Vermögen,
  • und seine Rhetorik sei sanft und passiv (Ungleichheit falle quasi auf die Gesellschaft herab) im Vergleich zu früheren US-Präsidenten wie Ted und FD Roosevelt –
  • und doch sei das mehr als von den heutigen Demokraten erwartet werden könne, da die Verbindungen zu finanzstarken Interessengruppen bislang zu eng seien.

The Baffler →

Vor drei Tagen erschien in diesem Blog eine kritische Auseinandersetzung mit dem neusten Versuch des IW Köln, die Verteilungsdebatte einzufangen. Die New York Times greift nun eine Studie von Forscher/innen der Uni Hannover auf, die auch das IW Köln zitiert – allerdings nur selektiv.

Denn einen zentralen Teil der Studie unterschlägt die wirtschaftsnahe Denkfabrik aus Köln: Dass in allen untersuchten Ländern, auch in Deutschland, die Einkommensungleichheit unterschätzt wird, wenn man den wahrgenommenen Abstand zwischen Durchschnitts- und Medianeinkommen betrachtet. Das IW Köln hingegen bezieht sich auf ein Maß, das eine grafische Illustration der Schichtenverteilung betrachtet. Bloß wird in diesem Maß nicht einmal direkt nach Einkommensunterschieden gefragt…
New York Times →

Ungleichheit für Anfänger“ – eine Kolumne von Nicholas Kristof in der New York Times. Seine Punkte (zum Teil, aber nicht ausschließlich bezogen auf die USA):

1. Vermögensungleichheit hat stark zugenommen – Oxfam schätzt, die reichsten 85 Menschen weltweit besäßen die Hälfte des globalen Vermögens; in den USA besitzen die obersten 1% mehr als die untersten 90%
2. Ungleichheit wirkt destabilisierend
3. Ungleichheit ist nicht nur ein Ergebnis von Marktprozessen, sondern auch Resultat einer Manipulation von Märkten und demokratischen Prozessen
4. Ungleichheit nutzt den Reichen weniger als man denken würde, weil viele Güter „positionale“ Güter sind, deren Wert sich zumindest zum Teil aus dem Vergleich mit anderen speist
5. Linke reden aus seiner Sicht zu viel über Ungleichheit und zu wenig über Chancen und soziale Mobilität, weil letzteres Thema stärker über die politischen Lager hinweg konsensfähig sei

New York Times →