In der Überschrift zu einer kleinen Notiz im Wirtschaftsteil stellt die FAZ heute fest: “Deutsche Medien mögen Thomas Piketty”. Anlass der Meldung ist die Auszählung eines Schweizer Instituts, welche Ökonomen im ersten Halbjahr 2014 in deutschen “Meinungsführer-Medien” am häufigsten zitiert worden seien. Piketty landete auf Platz drei.
Dabei sagt die Häufigkeit der Zitate noch nichts darüber aus, ob die deutschen Medien Piketty auch mögen.
Die Beobachtung der bisherigen deutschen Piketty-Debatte in diesem Blog lässt einige Zweifel daran aufkommen.
Ähnlich wundersam wie die FAZ-Überschrift mutet der Kommentar des Schweizer “Mediatenor-Forschungsdirektors” Tobias Thomas an: “Ökonomen lassen das Thema Ungleichheit und Gerechtigkeit gerne links liegen. So verpassen sie eine Chance, sich Gehör zu verschaffen und zu einer Versachlichung der Debatte beizutragen.”
Nun gibt es doch mit Piketty einen Ökonomen, der Wichtiges zu dem Thema beizutragen hat. Nur zeigt gerade die deutsche Debatte, dass eine breitere Beschäftigung mit dem Thema auch aus ökonomischer Perspektive kein Garant für Versachlichung ist. Viele Ökonomen geben sich gerne als wertneutrale Beobachter. Dabei zeigt gerade einer wie Piketty wie man ein besserer Ökonom sein kann: Indem man sichtbar macht dass vielen Annahmen Werturteile zugrunde liegen und indem man Politik als Teil ökonomischer Prozesse ausdrücklich in seine Analyse mit einbezieht.
Piketty wird zwar gerne zitiert, nur leider nicht immer so sachlich wie man es ihm wünschen würde.