Montag erscheint ein Beitrag von Till van Treeck und mir in der Zeitschrift “Aus Politik und Zeitgeschichte” (APuZ) über ökonomische Ungleichheit und Krisenphänomene. Der Beitrag kann bereits jetzt Online gelesen oder als PDF heruntergeladen werden.
In dem Beitrag diskutieren wir, warum Ungleichheitsdebatten zentral davon abhängen, mit welchem Maß was genau gemessen wird. Eine viel kritisierte Studie des wirtschaftsfinanzierten IW Köln etwa vermischte auf fragwürdige Weise verschiedene Dimensionen der Ungleichheit, mit dem Ergebnis, dass in Deutschland angeblich die Einkommensungleichheit überschätzt würde. Obwohl andere Forschung Gegenteiliges nahelegt, wurde dies gleich vom Sachverständigenrat aufgegriffen, der in seinem Jahresgutachten “keinen (…) Handlungsbedarf” (!) bei Verteilungsfragen sieht.
Wir zeigen auf, warum dieser Schluss aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar ist. Wir arbeiten drei Dimensionen heraus, in denen ökonomische Ungleichheit gesellschaftlich relevant ist. Erstens hinsichtlich der unmittelbaren Verteilung von Freiheit. Zweitens, aufgrund der Statusdimension von Ungleichheit – bei der die “positionale” Dimension von Gütern aufscheint: So hängt die individuelle Zufriedenheit häufig mit der Ausstattung des sozialen Umfelds zusammen. Diese Dimension rückt viele vermeintliche Grundeinsichten der Wohlfahrtsökonomik in ein völlig neues Licht. Und drittens kann sich ökonomische Ungleichheit in politische Ungleichheit übersetzen – ein zentrales Demokratieproblem. Vor diesem Hintergrund diskutieren wir die Frage nach dem “Unten” einer Gesellschaft und der makroökonomischen Bedeutung von Ungleichheit.
In dem Beitrag kommen wir zu dem Schluss, dass die wachsende Ungleichheit von Einkommen und Vermögen gleich mit drei Krisen verwoben ist, die nicht getrennt voneinander betrachtet werden können: eine Krise der Demokratie, der sozialen Teilhabe und der ökonomischen Stabilität. Aus unserer Sicht ist dies eine gefährliche Melange mit Sprengkraft, vor deren Hintergrund etwa der wachsende Erfolg demokratie- und menschenverachtender Ideologien mit Sorge betrachtet werden sollte.