Ungleichheit in Deutschland nimmt zu: Klareres Bild als bislang vermutet

Der Trend steigender Einkommensungleichheit in Deutschland ist eindeutiger als zwischenzeitlich angenommen. Zu diesem Schluss kommt ein Report des gewerkschaftsnahen Wirtschatsforschungsinstituts IMK.

Der stetige Anstieg der Ungleichheit der letzten Jahrzehnte hatte seit 2005 vorübergehend pausiert. Die Analyse des IMK auf Basis von Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) zeigt jetzt, dass der Grund für diese Pause nicht – wie häufig angenommen – in der guten Arbeitsmarktlage begründet liegt, sondern mit dem krisenbedingten Einbruch der Kapitaleinkommen zu erklären ist.

Diese Befunde liefert der Report im Einzelnen:

  • Die Arbeitseinkommen haben sich auch von 2005 bis 2010 unterm Strich weiter auseinanderbewegt
  • Zentraler Grund dafür ist die weitere Ausbreitung atypischer Beschäftigung
  • Die Ungleichheit der gesamten Markteinkommen der Haushalte stieg vor allem deshalb zwischen 2005 und 2010 nicht an, weil die Zunahme der Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt durch einen Einbruch der Kapitaleinkommen überkompensiert wurde
  • Kapitaleinkommen sind – abgesehen von der Ausnahmephase der weltweiten Finanzkrise nach 2007 – ein wichtiger Ungleichheitstreiber: überproportional ansteigende Einkünfte aus Kapitalbesitz werden wegen der starken Vermögensungleichheit einer relativ kleinen Gruppe in der Bevölkerung zuteil
  • Die IMK-Forscher gehen aufgrund dieser Analyse von einem weiteren Anstieg der gesamten Einkommensungleichheit für die Jahre 2012 bis 2014 aus
  • Der Ungleichheitszunahme sollte aus Sicht der Autoren sowohl arbeitsmarktpolitisch als auch steuerpolitisch entgegengewirkt werden
  • Auf dem Arbeitsmarkt sollte atypische Beschäfitung zugunsten regulärer Beschäftigungsverhältnisse zurückgedrängt werden
  • Steuerpolitisch könnte mit einer Rücknahme der pauschalen Abgeltungssteuer auf Kapitaleinkommen und durch eine Einführung der Vermögensteuer reagiert werden

Da sich der Report mit den SOEP-Daten auf freiwillige Haushaltsbefragungen stützt, dürfte das Ausmaß der Ungleichheit zudem noch unterschätzt sein, da sich reiche Haushalte an diesen Befragungen zumeist nicht beteiligen.

Hier geht es zum IMK-Report 97 →

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