Oxfam, eine der größten NGOs weltweit, hat eine internationale Kampagne für den Abbau sozialer Ungleichheit gestartet. Damit wird in der gegenwärtigen Ungleichheitsdebatte nun auch der politische Druck erhöht, dass nationale Regierungen sich des Problems der vielerorts zuspitzenden Ungleichheitsproblematik annehmen.
Auf seiner deutschen Kampagnenseite schreibt Oxfam:
Extreme soziale Ungleichheit ist nicht naturgegeben – sie ist das Ergebnis einer Politik, die Vermögende bevorzugt und Regeln zu ihrem Wohl setzt. Die wachsende soziale Ungleichheit untergräbt demokratische Prozesse – in reichen wie in armen Ländern: Wohlhabende Eliten und große Unternehmen weltweit beeinflussen die Politik zu ihren Gunsten und manipulieren wirtschaftliche Spielregeln in ihrem Sinne. Diesen Einfluss wollen wir zurückfahren.
Oxfam Deutschland
In einem englischsprachigen Erklärvideo zur Kampagne wird erläutert, warum sich Oxfam des Themas annimmt:
Zum Abbau der Ungleichheit müssten Regierungen in armen wie reichen Ländern soziale Leistungen ausbauen, statt sie zu beschneiden, und Steuereinnahmen gerecht erhöhen durch stärkere Besteuerung von wohlhabenden Bevölkerungsteilen und internationalen Konzernen, deren Steuervermeidungstaktiken große Einnahmeverluste des Staats bedeuteten.
Im Aktionsplan listet die Organisation zehn Punkte auf, darunter
- den Abbau von sozialer Ungleichheit zum Leitprinzip internationaler Vereinbarungen machen und die Schaffung nationaler Ungleichheits-Kommissionen
- die Schaffung von Chancengleichheit für Frauen, etwa hinsichtlich des weiterhin bestehenden Lohngefälles zwischen Frauen und Männern
- eine Angleichung der Einkommen allgemein durch gesetzliche Mindestlöhne in existenzsichernder Höhe und einen maximalen Abstand zwischen höchster und durchschnittlicher Bezahlung von 20:1 innerhalb von Unternehmen
- eine faire Verteilung der Steuerlast – indem große Unternehmen und reiche Privatpersonen stärker in die Pflicht genommen werden – und dafür auch eine globale Vermögenssteuer in Betracht gezogen werde
- das Schließen internationaler Steuerschlupflöcher – u.a. durch öffentliche länderbezogene Rechnungslegung von Unternehmenüber Gewinne und Steuern und durch automatisierten Austausch von Steuerinformationen
- einen Abbau der Ungleichheit in der öffentlichen Daseinsvorsorge: im Bildungsbereich, der Gesundheitsversorgung, durch flächendeckende Kinderbetreuung und Altenpflege
- eine Entwicklungsfinanzierung, die auch den Abbau der Ungleichheit befördert
Flankiert wird die Kampagne durch eine lesenswerte (englischsprachige) Studie, in der das Problem von Ungleichheit in verschiedenen Dimensionen anschaulich dargestellt wird: global und national, von oben („the billionaire boom“) und von unten („inequality as a barrier to poverty reduction“), und Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Die Studie diskutiert auch Mythen der Ungleichheit, etwa bezüglich von Anreizen, Leistungsgerechtigkeit, dem Neidvorwurf oder Wachstum.